Stolz 2 | (schwer) | |||
Ein französischer Aufklärer beschreibt hier einen wichtigen „Fortschritt des menschlichen Geistes“ und seine emotionalen Konsequenzen. | ||||
Endlich durfte das so lang geleugnete Recht laut verkündet werden, jede Meinung der Prüfung durch unsere eigene Vernunft zu unterwerfen, also sich des einzigen Werkzeugs zu bedienen, das uns zur Auffindung der Wahrheit gegeben ist. Jedermann erfuhr mit einem gewissen Stolz, dass die Natur ihn nicht notwendig dazu bestimmt hatte, anderen aufs Wort zu glauben; und die abergläubische Verehrung des Altertums, die Erniedrigung der Vernunft vor dem Wahn eines übernatürlichen Glaubens verschwanden aus der Gesellschaft so gut wie aus der Philosophie. | ||||
Condorcet | ||||
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KommentarCondorcet spricht hier eben über die Epoche der Aufklärung. Man wollte jetzt nicht mehr anderen – der Kirche, den absolutistischen Autoritäten – das Denken und politische Handeln überlassen. Schließlich ist jeder Mensch mit Vernunft ausgestattet – was auch Anlass für „einen gewissen Stolz“ sein kann. |
Aufklärung | |||
Autor und Werk | ||||
Marquis de Condorcet, 1743-1794 | ||||
Entwurf einer historischen Darstellung der Fortschritte des menschlichen Geistes, aus dem Nachlass, 1796 deutsch. | ||||
Verben | ||||
leugnen verkünden unterwerfen bedienen erfahren bestimmen | ||||
20190323 | ||||
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