Der erste Roman

(schwer)
Hier folgt ein langer Satz – der erste aus einem langen Roman.
Der Herausgeber der gegenwärtigen Geschichte siehet so wenig Wahrscheinlichkeit vor sich, das Publikum überreden zu können, daß sie in der Tat aus einem alten griechischen Manuskript gezogen sei, daß er am besten zu tun glaubt, über diesen Punkt gar nichts zu sagen und dem Leser zu überlassen, davon zu denken, was er will.
Wieland
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Papyrus
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Kommentar

Der Verfasser hält es also für unwahrscheinlich, dass ihm die Leser glauben, dass seine Geschichte aus einem alten Manuskript stammt – und will deshalb lieber gar nichts zu dieser Frage sagen.
Hier beginnt schon das Spiel, der Dialog mit dem Leser, der für die literarischen „Aufklärer“ so typisch ist.

Wieland hat mit dem Agathon nicht den „ersten deutschen Roman" geschrieben, es gab früher schon Romane in deutscher Sprache. Aber ein Zeitgenosse nannte „Agathon“ »den ersten und einzigen deutschen Roman für den denkenden Kopf von klassischem Geschmack«. Das war Gotthold Ephraim Lessing, der berühmteste deutsche Aufklärer.
Aufklärung

Autor und Werk

Christoph Martin Wieland.
Christoph Martin Wieland
Christoph Martin Wieland
Die Geschichte des Agathon, 1766. Ein junger Mensch erlebt Abenteuer aller Art und wird erwachsen.
By nach einem Gemälde von Ernst Hader, herausgegeben 1877 von Sophus Williams Verlag Berlin. (Carte de Visite - Foto 5,7 x 8,7 cm.) [Public domain], via Wikimedia Commons

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Verben

sehen überreden tun überlassen denken
20150715


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