Wider die Höflichkeit | (schwer) | |||
Was tut man, wenn man an einem Bekannten vorbeikommt, der am Baum steht und sich „erleichtert“? Und was ist das überhaupt? | ||||
Gehet man bey einer Person vorbey, welche sich erleichtert, so stellet man sich, als ob man solches nicht gewahr würde, und also ist es auch wider die Höflichkeit, selbige zu begrüßen. | ||||
Barth | ||||
------------------------- | ||||
KommentarDas „erleichtern“ ist sicher nicht so schwer zu erraten, es heißt natürlich sich leichter machen, indem man Urin ausscheidet – also pinkeln. Vielleicht schafft man es, auch den Rest in modernes Deutsch zu übertragen? |
18. Jhd. | |||
Autor und Werk | ||||
Johann Christian Barth, 1682-1734 | ||||
Die galante Ethica, 1731, 4. Auflage. Zitiert nach Elias, Der Prozess der Zivilisation, 1939. Das Buch von Elias ist einer der Klassiker der sozialwissenschaftlichen Literatur des 20. Jahrhunderts, das Konzept vom „Zivilisationsprozess“ ist auch in die höhere Allgemeinbildung eingegangen. Elias behandelt u.a. viele Benimmbücher wie das des (sonst unbekannten) Autors Barth, um zu zeigen, wie sich die Sitten verbessern, zivilisieren, und zieht daraus sehr weitreichende Schlussfolgerungen. | ||||
Lösung | ||||
Wenn man an einer Person vorbeigeht, die sich erleichtert, tut man so / stellt man sich so, als ob man nichts bemerken würde; es ist auch unhöflich, diese Person zu grüßen. | ||||
Verben | ||||
vorbeigehen erleichtern stellen begrüßen | ||||
20190506 | ||||
www.d-seite.de – Aufgaben, Texte, Links – Gerhard Antretter, 2015 – 2020