Dieses Eine | (schwer) | |||
Einer der schwierigsten, aber auch interessantesten Lyriker deutscher Sprache. Trauen Sie sich! | ||||
Wie so anders ists geworden! Alles, was ich hasst´ und mied, Stimmt in freundlichen Akkorden Nun in meines Lebens Lied, Und mit jedem Stundenschlage Werd ich wunderbar gemahnt An der Kindheit goldne Tage, Seit ich dieses Eine fand. | ||||
Hölderlin | ||||
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KommentarEs ist ja auch keines von den wirklich schweren Hölderlin-Gedichten. Also hat man sicher alles verstanden außer gemahnen im Sinn von erinnern.Die Frage lautet: Worum geht es hier eigentlich, oder genauer: Was könnte „dieses Eine“ sein, das alles verändert hat? |
Goethezeit | |||
Autor und Werk | ||||
Friedrich Hölderlin, 1770-1843. | ||||
Das Gedicht heißt „Diotima“ und stammt aus der zweiten Hälfte der neunziger Jahre des 18. Jahrhunderts. | ||||
Lösung | ||||
Es gibt eine zweite Version des Gedichts, in der die letzten Zeilen der wiedergegebenen Strophe anders lauten: „Werd ich wunderbar gemahnt An der Kindheit stille Tage, Seit ich Sie, die Eine, fand.“ Also geht es natürlich um eine Frau, die alles im Leben verändert hat. Im Gedicht heißt sie Diotima. Leider war es ein kurzes Glück. Die Dame, die Frankfurterin Susette Gontard, war verheiratet, Hölderlin verließ bald ihr Haus, wo er als Hauslehrer gearbeitet hatte, man konnte sich nur selten und heimlich sehen. Und die schöne junge Frau starb wenige Jahre danach. Hölderlin selbst hatte nur noch wenige gesunde Jahre zu erwarten, bevor er dem Wahnsinn verfallen und den (über dreißigjährigen) Rest seines Lebens in einem Turmzimmer in Tübingen, direkt am Fluss Neckar, verbringen sollte. | ||||
Verben | ||||
werden hassen meiden gemahnen finden | ||||
20190319 | ||||
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