Verstümmelung | (schwer) | |||
Um welche „Verstümmelung“ geht es hier? | ||||
... die Verstümmelung einiger Unglücklicher, denen ein Teil ihres Daseins und ihre Nachkommenschaft ganz geraubt und läppischen Liedern oder, was noch schlimmer ist, der viehischen Eifersucht einiger Ehemänner aufgeopfert wird ... | ||||
Rousseau | ||||
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KommentarVielleicht verwirren die „Lieder“ im Zusammenhang mit Verstümmelung und Eifersucht. Man müsste an die Oper in Europa denken, zu Zeiten, als Frauen dort noch nicht auftreten durften ... man aber trotzdem schöne Stimmen in hohen Lagen hören wollte ... |
Aufklärung | |||
Autor und Werk | ||||
Jean-Jacques Rousseau, 1712-1778 | ||||
Aus den Anmerkungen zum „Discours sur l´origine et les fondements de l´inégalité parmi les hommes“ von 1754/55 = Abhandlung über die Ungleichheit. | ||||
Lösung | ||||
Es geht also um die Kastration, die dafür sorgt, dass die Stimme hoch bleibt. Manchmal verkauften arme Eltern ihre Kinder zu diesem Zweck. Einige Kastraten waren im Barock in Europa so berühmt wie heute Popstars. Und ihre Stimmen müssen tatsächlich außerordentlich schön gewesen sein. Irgendwann wurde diese schmähliche Verstümmelung dann aber trotzdem verboten. Für Rousseau – der übrigens selbst komponierte, auch ein erfolgreiches Singspiel – ist diese Verstümmelung ein weiterer Beleg für die Unnatürlichkeit und moralische Verwerflichkeit unseres modernen Daseins. | ||||
Verben | ||||
verstümmeln rauben aufopfern | ||||
20190303 | ||||
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