Figaro | (mittel) | |||
Stellen Sie sich vor, der Graf, Ihr Chef, will Ihnen zur bevorstehenden Hochzeit ein Bett schenken und außerdem das große Zimmer ganz in der Nähe seiner eigenen Räume im Schloss überlassen. Wären Sie dankbar? Wenn ja, sind Sie genauso naiv wie der gute Figaro – und nicht so schlau wie seine Braut Susanna. Hören Sie den Dialog der beiden. | ||||
Susanna: Was misst du da, mein liebes Figarochen? Figaro: Ich will sehen, ob das Bett, das uns der Graf geschenkt hat, hierher passt. Susanna: In dieses Zimmer? Figaro: Ja sicher; der Graf will es uns überlassen. Susanna: Er kann es behalten. Figaro: Und warum? Susanna: Das Warum ist hier (zeigt auf ihren Kopf). Figaro: Willst du´s nicht hierher (zeigt auf seinen Kopf) befördern? Susanna: Will ich nicht. Figaro: Aber es ist das bequemste Zimmer im ganzen Schloss. Ich verstehe nicht, warum du etwas dagegen hast. Susanna: Weil ich Susanna bin – und weil du dumm bist. Figaro: Danke, lob mich nicht zu sehr. Schau erst mal, ob es einen besseren Ort gibt. Wenn dich die Herrin nachts ruft – dingding – bist du in zwei Schritten bei ihr. Wenn mich der Graf ruft – dongdong – bin ich in drei Sprüngen bei ihm. Susanna: Genau; und wenn dich der liebe Graf am Morgen ruft – dingding – und drei Meilen weit weg schickt – dingding dongdong – und der Teufel führt ihn an meine Tür, und in drei Sätzen ist er schon … Figaro: Susanna, was soll das heißen? Susanna: Der Herr Graf hat keine Lust mehr, schönen fremden Damen nachzujagen; er will es noch mal im eigenen Schloss versuchen. Aber es ist nicht seine Frau, auf die er es abgesehen hat. Figaro: Wer ist es dann? Susanna: Dein liebes Susannchen. Figaro: Du!? Susanna: Niemand anderes als ich. Und er hofft, dass ihm für dieses edle Vorhaben die Nähe zu unserem Zimmer sehr vorteilhaft sein wird. | ||||
Da Ponte | ||||
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von Unbekannt [Public domain], via Wikimedia Commons | ||||
KommentarDer schockierte Figaro stellt noch ein paar Fragen, dann wird Susanna – dingding – zur Gräfin gerufen, und aus Figaros Mund folgt eine der bekanntesten Arien, die der (sehr berühmte) Opernkomponist je geschrieben hat. Auf Italienisch (die Originalsprache der Oper) beginnt sie so:Se vuol ballare, signor contino ...Was heißt: Wenn Sie tanzen wollen, Herr Graf ... Der „Figaro“ spielt in absolutistischen Zeiten, in denen die Menschen noch in „Stände“ (Geistliche, Adel, Bürgerliche) eingeteilt waren. Dass ein „Bürgerlicher“ den adligen Herrn auf diese Weise „zum Tanz auffordert“, also herausfordert, ihm droht, ist ziemlich gewagt. Hören Sie wenigstens einmal den ersten Akt dieser Oper – einer der berühmtesten Opern überhaupt –, die in unzähligen Versionen, also Plattenaufnahmen und verfilmten Aufführungen, im Internet abzurufen ist. |
Aufklärung | |||
Autor und Werk | ||||
Lorenzo Da Ponte, 1749-1838 (in New York gestorben). Da Ponte war ein hervorragender Librettist, und auch seine Biographie ist sehr interessant. Aber der Komponist ist natürlich der berühmtere von den beiden. Sein Name steht, recht klein, auf der Opern-Ankündigung oben. | ||||
Le nozze di Figaro, 1786. | ||||
Lösung | ||||
Der Komponist ist „der Kapellmeister“ Wolfgang Amadeus Mozart. | ||||
Verben | ||||
messen überlassen verdächtigen jagen abgesehen | ||||
20180613 | ||||
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