Aranjuez

(mittel)
Ein berühmtes deutsches Drama beginnt mit einem Ende.
Domingo (zu Don Carlos): Die schönen Tage in Aranjuez
sind nun zu Ende. Eure königliche Hoheit
Verlassen es nicht heiterer. Wir sind
Vergebens hier gewesen.
Schiller
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Kommentar

Das sind die ersten Sätze von Friedrich Schillers „Don Carlos“. Der Aufenthalt an einem schönen Ort hat den Helden, Don Carlos, nicht froher gemacht.

Don Carlos, der Sohn des mächtigen spanischen Königs Philipp, soll mit einer wunderschönen Französin verheiratet werden, die er sehr liebt, wie sie ihn. Aber dann entscheidet man anders: die schöne Elisabeth soll den Vater statt des Sohnes heiraten! Aus der geliebten Braut wird die geliebte Stiefmutter. Eigentlich schon genug Stoff für ein Drama: ein Familiendrama.

Aber daneben, oder sogar in der Hauptsache, geht es in Schillers Schauspiel um die große Politik. Die reaktionären Spanier herrschten damals (im 16. Jahrhundert) über die liberaleren Niederlande und waren dort nicht sehr beliebt. (Tatsächlich schafften es die Niederländer dann in einem achtzigjährigen Krieg, die Unabhängigkeit von Spanien zu erringen.) Don Carlos ist solidarisch mit den fortschrittlichen niederländischen Bürgern – und rebelliert damit gleichzeitig gegen den eigenen Vater.

Das Stück hat ein sehr trauriges Ende und ist überhaupt ein bisschen düster und trostlos. Aber man findet darin auch das, wofür man Schiller heute noch lieben muss, nämlich den unbedingten Glauben an die Würde des Menschen und seine Befähigung zur Freiheit. Das vom Menschen zu schaffende „Gute“ ist doch kein „leerer Wahn“, an den nur realitätsblinde Phantasten glauben.

Schiller kommt uns heute naiv und pathetisch vor – schon zu seiner Zeit empfanden manche so. Andererseits ist die Frage noch nicht beantwortet, warum das vernunftbegabte, zu staunenswerten Höchstleistungen auf so vielen Gebieten fähige Wesen Mensch nicht imstande sein sollte, auch seine soziale Welt ordentlich einzurichten.		 Goethezeit

Autor und Werk

Friedrich Schiller, 1759 - 1805.
Das Drama „Don Carlos“ wurde 1787 veröffentlicht.

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20180720


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