Ein Problem der DaF-(Lehrwerk-)Grammatik ist ihr Konservatismus (freundlich ausgedrückt). Vieles darin schmeckt irgendwie noch nach Lateinunterricht, nach einer zweitausend Jahre alten „Schulgrammatik“. Man findet darin keine Entwicklung, keine originellen Ansätze; nicht einmal da, wo die tradierte Darstellung Fehler geradezu provoziert.
Ein Beispiel ist die grammatische Realisierung von Vergleichen. Fragt man in einem B-2-Kurs Gleichsetzungskonstruktionen ab, erhält man fast immer falsche Antworten. Probieren Sie’s selbst. Wie formuliert man Folgendes elegant als Vergleich?
Anna: 2000 Euro verdienen – Berta: 2000 Euro verdienen.
Die Lösung war vielleicht:
*Anna verdient gleich wie Berta.
So ist es falsch, aber auch folgende halbwegs richtige Lösung ist nicht besonders gut:
Anna verdient gleich viel wie Berta.
Eine schöne Lösung ist dagegen:
Anna verdient genauso viel wie Berta.
Warum passieren Fehler oder unschöne Konstruktionen hier so oft? Weil man die Systematik nicht klarmacht. Es gibt zwei Grundtypen von Vergleichskonstruktionen, schematisch:
A und B VERGLEICH
A VERGLEICH B
An Beispielen:
Anna und Berta sind gleich groß.
Anna ist genauso groß wie Berta.
Wenn das verstanden ist, hat man Orientierung in diesem Bereich. Zwei weitere Beispiele:
Anna: gut singen – Berta: gut singen
Anna: drei Kinder – Berta: drei Kinder
Lösung:
Anna und Berta singen gleich gut.
Anna singt genauso gut wie Berta.(Anna und Berta haben gleich viele Kinder.)
Anna hat genauso viele Kinder wie Berta.
(Der Satz in Klammern klingt vielleicht nicht so gut wie der folgende.)
Achten Sie auf diese konstruktive Differenz, dann werden Ihre Vergleiche bald besser. Und bleiben Sie misstrauisch gegenüber Ihren Lehrbuchgrammatiken. Sie wollen ja schließlich Deutsch lernen – und nicht Latein.