Verben im Satz


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Abstract

Dieser didaktische Wortschatz soll Ihnen beim Erlernen der Verben helfen, die ja die grammatisch wichtigsten Wörter sind, weil sie den Satz strukturieren. Wer Verben richtig verwenden kann, kann Sätze bilden. Umgekehrt: Wer Verben richtig verwenden lernen will, muss ihre Rolle im Satzzusammenhang verstehen. Daher „Verben im Satz".

Die Gesamtzahl an deutschen Verben ist astronomisch, und sogar die Menge der allgemein gebräuchlichen ist noch so groß, dass man lange Zeit braucht, um sie mit allen grammatischen und semantischen Besonderheiten zu erlernen. Wer Sprachprüfungen ablegen will, hat aber selten viel Zeit. Man muss also eine zweckmäßige Auswahl treffen. Dabei soll dieser Wortschatz helfen.

Die Verben sind in vier Klassen eingeteilt: Mehr dazu siehe unten.

Man darf keine zu hohen Präzisionsansprüche an die Angaben zu den Verben stellen. Mir ging es vor allem darum, das Wichtigste für die Verbverwendung in klarer, schnell erfassbarer Form zu präsentieren; nicht um Vollständigkeit.

Mit den ergänzenden Komponenten „Wortfelder“ und „Aufgaben, Texte, Links“ kommt man sicher intuitiv zurecht. Die Texte stellen einen Einstieg in (manchmal auch schwierige) Lektüre von Originalwerken dar.

Das gesamte Projekt „Verben im Satz“ wendet sich hauptsächlich an Deutschlernende, die sich auf TestDaF oder DSH vorbereiten oder schon studieren. Die über 600 Texte in „Aufgaben, Texte, Links“ sind darüber hinaus, was die Wissensvoraussetzungen betrifft, vorwiegend auf LernerInnen aus nicht-europäischen (nicht-„westlichen“) Ländern ausgerichtet.

Langfassung

Dieser didaktische Wortschatz soll Lernenden beim Verstehen, vor allem aber beim korrekten Gebrauch der deutschen Verben helfen. Er kann also für den Aufbau eines aktiven, für Sprechen und Textproduktion verwendbaren Verbrepertoires herangezogen werden. Vorwiegend ist er an den Bedürfnissen von Lernenden orientiert, die sich auf die Uni-Eingangsprüfungen vorbereiten oder bereits studieren.

Deutschlerner sollten sich unbedingt eine klare Vorstellung von den quantitativen Dimensionen ihrer Lernaufgabe verschaffen. Ein Blick auf den Umfang des Gesamtvokabulars zeigt, dass es unmöglich ist, auch nur einen Bruchteil davon in knapper Zeit – z.B. für die Prüfungsvorbereitung unter den üblichen Bedingungen – zu lernen. Man muss sich also auf das Wesentliche konzentrieren, sollte z.B. nie versuchen, jedes neue Verb im Lehrbuchtext zu lernen. Das klingt trivial – aber es ist nicht überflüssig, solche Trivialitäten immer wieder auszusprechen. Wortschatzaufbau scheitert vielleicht ebenso oft an zu großem Fleiß wie an zu großer Faulheit. Man nimmt sich zu viel vor und gibt bald auf, oder kommt nicht rechtzeitig ins Ziel.

Ich bin manchmal selbst erstaunt, dass das Verbensammeln, das ich schon seit einigen Jahren betreibe, offenbar nie ein Ende findet. Die jenseits von 2500 noch ständig neu hinzukommenden Verben sind keineswegs besonders exotisch, sondern gehören zum größten Teil ebenso zum Alltagsvokabular wie die Verben meines Grundwortschatzes. Nicht nur Experten auf irgendeinem Gebiet, Akademiker, "Gebildete" kennen sie, sondern jeder Muttersprachler, sie sind Bestandteil der muttersprachlichen Grundausstattung. Weniger frequent sind diese Verben deshalb, weil sie sich auf nur gelegentlich ausgeübte Aktivitäten beziehen: stricken, oder weil sie sozusagen stark spezialisiert sind, also nur in wenigen Kombinationen vorkommen, und aus ähnlichen Gründen.

(Allerdings stelle ich, wieder ein paar Jahre später, fest, dass die Annäherung an die Marke 3000 offenbar dem Grundsatz folgt: je näher, desto zäher ... Jedenfalls finden sich in den neu aufgenommenen Texten - aus denen ich jetzt ausschließlich die Neuzugänge rekrutiere – immer seltener noch nicht erfasste Verben.)

Obwohl also jedes einzelne dieser Verben relativ selten auftritt, ist doch ihre Gesamtzahl in Texten immer recht hoch. Manchmal geht es eben ums Stricken – meistens aber nicht. So stößt man in jedem Zeitungsartikel oder Lehrbuchtext ab der Mittelstufe auf ein, zwei Dutzend seltener Verben, die einem dann lange nicht mehr begegnen – lange genug jedenfalls, um sie wieder zu vergessen. Ein weiterer Grund, sich anfangs – d.h. eigentlich ziemlich lange – auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Zu bestimmen, was das „Wesentliche“ ist, ist dann das Hauptziel dieses didaktischen Wortschatzes, in dem alle Verben nach Häufigkeit bzw. „Wichtigkeit“ oder „Nützlichkeit“ kategorisiert sind.

Den Grundwortschatz "g1" mit 200 Verben sollten Lernende aktiv und einigermaßen fehlerfrei beherrschen. Es handelt sich meiner Meinung nach um eine sehr nützliche Auswahl, mit der man einen guten Teil des alltäglichen Verbbedarfs abdeckt. Allerdings finden sich auf den Verbtafeln des Grundwortschatzes oft auch Verwendungsweisen, die auf ein – manchmal deutlich – höheres Niveau gehören. Man braucht z.B. nicht bei ankommen auch gleich das komplizierte ankommen auf, bei etwas bekommen das weniger frequente etwas bekommt jmdm mitzulernen, wenn man systematisch vorgehen will. Versuchen Sie, ein Gespür für die relative Wichtigkeit der Verben zu bekommen.

Unter „g2“ findet man den Grundwortschatz plus 400 weitere Verben (bzw. Nomen und Adjektive in prädikativ verwendeten Ausdrücken). Diesen kann man noch als Lernwortschatz betrachten, sollte also versuchen, auch diese Wörter nicht nur zu verstehen, sondern auch gebrauchen zu können.

In „g3“ kommen noch einmal 600 Verben dazu, aus denen man die den eigenen Bedürfnissen am besten entsprechende Auswahl treffen kann.

Unter „gesamt“ findet man das komplette Verb-Vokabular der hier vorliegenden Auswahl. Ich würde sehr empfehlen, alle Verben oberhalb von „g3“ weder mündlich noch schriftlich zu verwenden, weil sie oft irgendwelche Besonderheiten aufweisen, z.B. stilistische Einschränkungen, spezielle Kontexte erfordern usw., und weil sie gleichzeitig nicht so frequent oder „nützlich“ sind, dass man sich mit diesen Besonderheiten ausführlich zu befassen bräuchte. Man sollte sich bei ihnen also aufs Verstehen beschränken; viele braucht man auch gar nicht erst zur Kenntnis zu nehmen. Nicht alles ist für alle gleich wichtig und interessant, und die Aufnahme von Wörtern in den Gesamtwortschatz erfolgte meinerseits aus ganz unterschiedlichen Motiven, manchmal zum Beispiel nur, um ein Wortfeld abzurunden oder dergleichen.

Ansonsten kommt man sicher mit allem, auch mit den ergänzenden Komponenten „Wortfelder“ und „Aufgaben, Texte, Links“, intuitiv ganz gut zurecht.

Was die Genauigkeit der Angaben zur Verbverwendung betrifft, darf man an diesen Verbwortschatz keine zu hohen Ansprüche stellen. Sie sind nicht immer viel präziser und vollständiger als eine Stegreif-Auskunft des Lehrers im Unterricht. Eine Art "Gesammelte Tafelanschriebe" also. Manches wurde gründlicher recherchiert, manchmal unter Konsultation nicht nur von Wörterbüchern, sondern auch von großen öffentlich zugänglichen Korpora wie dem Mannheimer "Cosmas"; aber das Ganze bleibt an Umfang und Zuverlässigkeit natürlich trotzdem weit hinter den großen Wörterbüchern zurück und dient im Wesentlichen zur ersten Orientierung; daran sollten sich gegebenenfalls weitere Recherchen andernorts anschließen.

Der eigentliche Ehrgeiz des Projekts bestand ja darin, Lernenden bei der Auswahl und Aneignung eines Lernwortschatzes zu helfen, und nicht in der präzisen Beschreibung des Verbgebrauchs bis ins Detail. Lernende sollen, das war das leitende Prinzip, eine nicht ganz geringe Zahl von Verben, die v.a. für die Bewältigung von Prüfungsaufgaben auf hohem Niveau wichtig sind, in ihren Hauptverwendungsweisen korrekt gebrauchen können – aber sie sollen nicht sämtliche für sie ziemlich überflüssigen Feinheiten des Verbgebrauchs, von denen es wahrlich unendlich viele gibt, erlernen.

Auch dass die Auswahl in gewissem Maße "subjektiv" ist, braucht kaum betont zu werden. Im Großen und Ganzen ist aber, hoffe ich, doch eine sinnvolle Ordnung nach Frequenz und „Wichtigkeit“ oder "Nützlichkeit" gelungen. Die Orientierung an Bedürfnissen von Studierenden oder Studienanwärtern hat es übrigens mit sich gebracht, dass auf den höheren Niveaus alltagssprachliche Relevanz relativ schwächer gewichtet wurde gegenüber Frequenz und Nützlichkeit in universitären und wissenschaftlichen Kontexten. In Prüfungstexten sind z.B. auch seltenere Verben, die Kausalverhältnisse benennen, entscheidender fürs Verstehen als solche, die Witterungsphänomene bezeichnen, die vielleicht in der Alltagskonversation frequenter sind.

Noch zwei Anmerkungen.

Sehr wichtig fürs Verstandenwerden in mündlicher Kommunikation ist korrekte Betonung; viele Lernende nehmen das nicht ernst genug. Schauen Sie sich also unbedingt die wichtigsten Betonungsregeln für Verben noch einmal genau an: bei trennbaren Verben immer Präfix betont, bei er-, ver- usw. immer Stammsilbe betont, -ieren immer betont usw. Wo diese Regeln nicht ausreichen, ist (wenn ich es nicht vergessen habe) der Wortakzent rot markiert. S. a. die eigentlich für einen speziellen Nutzerkreis bestimmte, aber in diesem Punkt für alle interessante Phonetik für Chinesen (pdf).

Und noch eine Bemerkung zu Wortschatzarbeit in Lehrwerken und Klassenzimmern. Man sollte sich besser nicht darauf verlassen, dass an den Stätten des Sprachenlernens immer auf besonders reflektierte und zielführende Art Wortschatzaufbau betrieben wird. Meiner Meinung nach erschweren viele Übungen und Verfahrensweisen sogar den systematischen Wortschatzerwerb, weil sie zur Beschäftigung mit völlig irrelevantem Vokabular verführen. Ich habe den Eindruck, dass sich LehrbuchautorInnen (und viele LehrerInnen, die leider zu viel von dem akzeptieren, was ihnen die Lehrbücher vorsetzen) zwar oft größte Mühe mit der Klärung und Abgrenzung von Bedeutungen geben, aber kaum einen Gedanken an den relativen Nutzen der behandelten Wörter verschwenden. In der kostbaren Zeit, in der man den Unterschied zwischen hochmütig und arrogant klärt oder sich Situationen ausdenkt, in denen so nützliche Wendungen wie "sein Fähnchen nach dem Wind hängen" bzw. "etwas in den Wind schlagen" vorkommen (bei denen ich manchmal selbst nach der genauen Bedeutung googeln muss), könnte man ein Dutzend schöne - und wirklich nützliche - Verben lernen ...

Auch methodische Instruktionen zum Wortschatzerwerb haben oft mehr mit Magie als mit seriöser Lerntheorie zu tun. Also verlassen Sie sich am besten auf Ihre eigenen Erfahrungen und Einsichten und prüfen Sie alles auf Relevanz und Stichhaltigkeit, was Ihnen Bücher (und LehrerInnen) vorsetzen. Seien Sie "aufgeklärte" Deutschlerner! (Und hören Sie, was ein Philosoph dazu sagt: Sapere aude.)

Stand 1. April 2018, Ostersonntag

Hier eine Liste der 200 Verben des Grundwortschatzes als PDF.

Hier finden Sie Übungen zu den 200 Verben des Grundwortschatzes als PDF.

Materialien zur Grammatik der Verben finden Sie im Grammatik-Teil unter verschiedenen Stichwörtern sowie auf einigen Übersichten und Übungsserien im PDF-Format, s. Materialien.

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