Anmaßung und Eitelkeit

(schwer)
Sind Menschen, die an „etwas Höheres“ glauben, bessere Menschen – oder bloß anmaßendere und eitlere?
... es ist eben ein Beweis von Anmaßung und Eitelkeit, die erkennbare Welt durch Erfindung einer übersinnlichen verbessern und den Menschen durch Beilegung eines übersinnlichen Teiles zu einem über die Natur erhabenen Wesen machen zu wollen. ... Begnüge dich mit der gegebenen Welt.
Czolbe
-------------------------

Kommentar

Komplexe Sätze auf das Wesentliche reduzieren: Streichen Sie im ersten Satz alles strukturell Überflüssige!
Außerdem kann man z.B. versuchen, attributive Partizipien in Relativsätze zu verwandeln, weil so die Struktur durchsichtiger wird.
19. Jhd.

Autor und Werk

H. Czolbe.
Neue Darstellung des Sensualismus, 1855.

Zitiert nach Rüdiger Safranski, Romantik, S. 280.

Lösung

Es ist ein Beweis von Eitelkeit, die Welt verbessern und den Menschen zu einem Wesen machen zu wollen, das über die Natur erhaben ist.
Also: Wer die Welt verbessern und den Menschen zu einem Wesen machen will, das über die Natur erhaben ist, ist anmaßend und eitel.

Die Welt verbessern heißt dabei nicht to make this world a better place, sondern sie sozusagen zu beschönigen, in der Idee zu einem schöneren Ort machen, als sie tatsächlich ist.


H. Czolbe glaubte also vor 150 Jahren, dass Menschen, die eine „übersinnliche“, jenseitige Welt „erfinden“, anmaßend und eitel sind – dass sie also mehr sein wollen, als sie tatsächlich sind. So ähnlich hört man das noch in heutigen Religionsdebatten.

Verben

verbessern machen wollen begnügen
20181112


www.d-seite.de – Aufgaben, Texte, Links – Gerhard Antretter, 2015 – 2020